ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Bau, Betrieb & Verkehr | Nebenanlagen

BAB A1: Die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe

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Die Straßenmeisterei1 Bad Oldesloe gehört zur "ersten Generation" von Meistereien an der fertigen Strecken der RABen. Zum Zeitpunkt der Eröffnung der Strecke Hamburg - Lübeck am 13. Mai 1937 wurde sie behelfsmäßig in Betrieb genommen und bis 1941 fertiggestellt. Sie zeigt alle Merkmale, die diese Autobahn-Nebenanlagen in den ersten Jahren des Baues der Reichsautobahnen in Deutschland auszeichneten. Dienstgebäude, Geräte- und Fahrzeughalle sowie Wohnhäuser für die Bediensteten genügten den Anforderungen zur Sicherstellung des reibungslosen Kraftwagenverkehrs auf der damaligen Strecke 18.

Architekt der Anlage war das Architekturbüro von Baurat Konstanty Gutschow3 (* 10.12.1902; † 8.6.1978) aus Hamburg.

Die Skizze2 zeigt das Ensemble, unmittelbar an der damalige Einfahrt auf die Richtungsfahrbahn Lübeck gelegen. Bemerkenswert ist das als Streuobstwiese gestaltete Terrain, welches neben der individuellen Versorgung der Meisterei-Mitarbeiter wohl auch die Wohnanlage gegenüber dem Verkehrsraum abschotten sollte.

1937 standen der Meisterei 2 LKW mit 6,5 to, 1 LKW mit 4,5 to, 1 LKW mit 3,5 to, 1 Motorrad, 3 Schneepflüge, 3 Streuer und 2 Fahrräder zur Verfügung. Die Belegschaft bestand aus ca. 20, der Reichsbahn angehörenden Mitarbeitern. 10 weitere Arbeiter eines örtlichen Unternehmens verstärkten die Straßenmeisterei.


Das Dienstgebäude


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Dieses Gebäude enthält neben Büros für die Leitung der Autobahnmeisterei alle Funktionsräume, die unmittelbar den Mitarbeitern zur Verfügung stehen müssen. Sowohl Umkleide-, Wasch- und Duschräume und Aborte gehören dazu, wie auch ein Gemeinschaftsraum, einer zum Trocknen der Arbeitsbekleidung und eine kleine Küche.

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Scheinbar nebensächliche Dinge im Gebäude wie beispielsweise das Geländer des Aufgangs zur I. Etage oder die Zimmermannsarbeiten für die abgestützte Decke zeigen, mit welcher Sorgfalt die Erbauer der Meisterei in den 30er Jahren gearbeitet haben und wie pfleglich die nachfolgenden Generationen der Mitarbeiter mit dem Ererbten umgegangen sind.

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Die Fenster gestatten einen Blick auf das gesamte Areal der Meisterei. Wenngleich solche Teile wie die Fenstergriffe erneuert sind, blieb doch durch das Einhalten der Fensterteilung der ursprüngliche Gesamteindruck vollständig erhalten.

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Selbst ein Satz Brenn- und Schlagstempel für Kennzeichen an Groß- und Kleingeräten der AM ist noch erhalten.

Einrichtungsgegenstände wie der Aktenschrank, ein Spind für die Mitarbeiter oder zwei Exemplare des abgebildeten Tisches sind Sachzeugen solider handwerklicher Arbeit.

 
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Gerätehalle und Silo

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Die Gerätehalle enthält Räume für die Tischlerei, zur Lagerung von Kleinmaterialien und zur Unterbringung der verschiedensten Geräte einer Autobahnmeisterei.

Die Lage der Gerätehalle am leicht abschüssigen Gelände bot die Möglichkeit einer direkten Zu- und Einfahrt für das Untergeschoss. Während der oberen linke Gebäudeteil mit seinem lichtdurchflutetem Bereich für die Tischlerei und eine heute nicht mehr für den ursprünglichen Zweck genutzte Schilderwerkstatt sehr gute Arbeitsbedingungen bietet, enthält das Untergeschoss gar ein wasserdicht isoliertes Betonbecken.

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Das Silo wurde erst 1957 gebaut, gehört also nicht mit zu den Originalbauwerken aus den ersten Jahren. Es nimmt den Sand als Winterstreugut auf und bietet ein Fassungsvermögen von 350 m3. Die Beschickung erfolgt, indem das Streugut über einer ebenerdigen Luke abgekippt wird. Ein Becherwerk transportiert es nach oben, wo es in den Vorratsbunker fällt. An dessen tiefster Stelle, ca. 3,05 m über der Oberfläche, sodass ein LKW darunter fahren kann, befinden sich mechanisch zu betätigende Luken.

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Fahrzeughalle und Werkstatt

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Die Fahrzeughalle beherbergte alle mobilen Gerätschaften, um den Einzugsbereich der Straßenmeisterei Bad Oldesloe bearbeiten zu können.

 

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Eine geräumige, ob ihrer großen Fensterflächen lichtdurchflutete Werkstatt enthält Werkbänke für Schlosserarbeiten und eine kleinen Schmiede. Sie bietet damit die Möglichkeit, auch größere Reparaturen innerhalb der Meisterei durchführen zu können.

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Stabile Tore aus der Erbauungszeit der Fahrzeughalle verschließen noch heute das Objekt. Selbst die außen und innen seitlich eingelassenen Prellsteine sind jene, die von den Arbeitern in den 30er Jahren geschaffen wurden.

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Obst

Das abschüssige Gelände bietet die Möglichkeit, das Untergeschoss der Gerätehalle direkt anfahren und nutzen zu können.

Die beim Bau der Straßen- heute Autobahnmeisterei geschaffene Streuobstwiese bietet jährlich einheimische Obstsorten wie Pflaumen, Äpfel und Birnen.

 


 

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Diese Luftaufnahme, wenngleich auch bereits etwas verblichen und -da unter Glas- etwas verspiegelt, zeigt anschaulich die Lage der Autobahnmeisterei und wie sie sich heute darbietet.

Der unmittelbar rechts neben dem Meistereigelände verlaufende Anschluss an die Richtungsfahrbahn Hamburg - Lübeck ist die ursprüngliche Ein-/Ausfahrt. Sie wird heute nur noch als Betriebszufahrt durch die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei und die Diensthabenden der Autobahnpolizei, welche ihre Dienststelle neben der Autobahnmeisterei haben, genutzt.


1 Die Bezeichnung "Autobahnmeisterei" wurde erst nach 1945 verwendet.
2 Aus Bonatz, P. und Wehner, B.: Reichsautobahn - Straßenmeistereien, Volk und Reich Verlag, 1942
1 Gutschow war auch Architekt der Autobahnraststätte Brunautal


Schrifttum, Informationen, Karten:

Schrolle, Th.: Die Autobahnmeisterei Bad Oldesloe in „DenkMal!“ Nr. 18/2011,
ISBN 978-3-8042-0916-9, Seiten 12-20
Landesamt für Denkmalpflege (Hg.)
Periodika des Boyens Buchverlag GmbH & Co. KG, Wulf-Isebrand-Platz 1-3, 25746 Heide
Inhalt: Beitrag über die Widmung der Autobahnmeisterei Bad Oldesloe als Denkmal des Landes Schleswig-Hostein. Beschrieben werden: Kurzer Abriss der Geschichte der Meisterei, ihre Bauwerke, die Unterschutzstellung als Denkmal.

Bonatz, P. und Wehner, B: Reichsautobahn-Straßenmeistereien
Werkhefte der Reichsautobahnen 1
Volk und Reich Verlag G.m.b.H.
Inhalt: Beschrieben werden die für bestehende und künftig zu bauende Straßenmeistereien (heute: Autobahnmeistereien) anzuwendenden Gestaltungsgrundsätze. Diese werden aus den Aufgaben der Meistereien zur Unterhaltung der Reichsautobahnen abgeleitet. Grundrisse und Aufrisse der Meistereien sowie ihre Lage zur RAB geben bildhaft die im Text beschriebenen Anforderungen wider.

Text und Fotos: H. Schneider, Naumburg/Saale; J. Becker, Bad Oldesloe; 2011